Michael Rudolph

CEO

Digitaler Produktpass (DPP)

Im letzten Artikel haben wir die EU-Verordnung für das Ökodesign nachhaltiger Produkte (ESPR) erläutert. Ein zentraler Bestandteil dieser Verordnung ist ein digitaler Produktpass (DPP). Durch diesen erhält jedes physische Produkt eine digitale Identität. Der DPP enthält mindestens alle Daten, die in der ESPR als Informationsanforderung festgelegt sind.

Schön und gut, aber das klingt alles noch recht abstrakt. Geht es etwas konkreter?

Eine kleine Geschichte

Am einfachsten lassen sich die Anwendungsmöglichkeiten eines digitalen Produktpasses (DPP) anhand einer Geschichte erklären. Stellen Sie sich vor, dass Sie auf der Suche nach einem passenden Laptop für Ihr Kind sind.

Sie gehen zu einem neu eröffneten Geschäft in Ihrer Stadt, das mit preiswerten Laptops wirbt und sowohl neue als auch gebrauchte Modelle im Angebot hat. Im Laden angekommen, gehen Sie in die Laptopabteilung. Dort werden verschiedene Modelle präsentiert. Sowohl auf dem Modell selbst als auch auf den nebenstehenden Informationsdisplays ist ein QR-Code angebracht, der Detailinformationen verspricht.

Technische Spezifikation

Da Sie für Ihre Kaufentscheidung mehr über die Modelle erfahren wollen, scannen Sie mit Ihrem Handy den QR-Code ab. Es öffnet sich eine Webseite. Dort sind zunächst die technischen Details wie Prozessorleistung, Arbeitsspeicher und ähnliche aufgeführt. Soweit nichts Neues denken Sie sich.

Nachvollziehbarkeit & Nachhaltigkeit

Kunde hält ein Handy, dass ihm ganz viele Informationen liefert.

Aber da bemerken Sie, dass im Folgenden eine Weltkarte abgebildet ist. Neugierig geworden, scrollen Sie weiter. Auf der Weltkarte ist jeder einzelne Schritt der Wertschöpfungskette als Kartenmarkierung abgebildet. Sie klicken auf eine Markierung und erhalten Informationen, welche Komponenten in diesem Schritt zusammengesetzt werden und aus welchem Material diese bestehen.

Auch der CO₂-Fußabdruck jedes einzelnen Schritts ist transparent einsehbar. Da es sich um ein gebrauchtes Modell handelt, werden Ihnen die vorgenommenen Reparaturen aufgelistet.

Vergleichbarkeit

Jetzt haben Sie ein Modell etwas detaillierter angeschaut, doch wie schneidet es im Vergleich mit den anderen Modellen ab. Auf den Aufstellern neben all den Laptops werden Sie darauf aufmerksam gemacht, wie Sie die einzelnen digitalen Produktpässe (DPP) auf Ihrem Handy vergleichen können. Klingt nach dem, was Sie gerade brauchen. Sie probieren es aus und tatsächlich Sie können mehrere DPPs direkt auf dem Handy miteinander vergleichen. Ähnlich wie bei Testberichten sind die einzelnen Eigenschaften gegeneinander aufgestellt. Über eine erweiterte Suchmaske legen Sie fest, dass Sie Modelle zwischen 800 und 1200 Euro suchen und Ihnen ein robustes Gerät mit wenig Schnickschnack für Ihr Kind wichtig ist. Direkt ordnen sich Modelle Ihrer Anfrage entsprechend neu an.

Eigene Produktcloud

Sie haben sich für ein gebrauchtes Modell entschieden, da es ein gutes Preisleistungsverhältnis und ein sehr stabiles Gehäuse hat. An der Kasse fragen Sie die Verkäuferin, was es mit den QR-Codes auf sich hat. Sie meint, dass ab jetzt jedes Gerät einen digitalen Produktpass hat und drückt Ihnen eine Broschüre in die Hand, in der mehr Details dazu stehen. Sie bedanken sich und gehen beschwingt, aber auch erledigt vom Kauf in ein Café.

Als Sie zur Türe hereinkommen, zieht das wundervolle Aroma frischen Kaffeedufts in Ihre Nase. Es gibt zum Glück noch einen freien Platz auf einem gemütlichen Sofa. Während Sie auf Ihren Kaffee warten, blättern Sie durch die Broschüre zum digitalen Produktpass. Dort steht, dass Sie den DPP Ihres Produkts direkt auf Ihrem Handy speichern können. Alternativ können Sie ihre DPPs in einer angebotenen Produktcloud speichern, in der diese durchsuchbar und filterbar sind. Da gerade ihr ersehnter Kaffee kommt, entscheiden Sie sich den DPP erstmal nur auf Ihrem Handy abzuspeichern.

Anleitungen & Geräte übergreifende Operationen

Vector graphic showing a printer and laptop and a document

Zu Hause angekommen, kann Ihr Kind es kaum erwarten, den Laptop in Betrieb zu nehmen. Gemeinsam machen Sie sich dran. Doch als Sie das erste Arbeitsblatt für Deutsch ausdrucken wollen, will der Drucker nicht.

Es fehlt der entsprechende Treiber. Leider weigert sich Ihr Betriebssystem, Ihnen mitzuteilen, welcher Treiber genau. Genervt stehen Sie auf und machen sich auf den Weg zu Ihrem Drucker. Als Sie gerade das Modell auf einem Zettel notieren wollen, fällt Ihnen ein QR-Code auf dem Drucker auf. Sie scannen diesen ab und gelangen zum DPP des Druckers.

Dort werden Ihnen die Funktionen, Anschlussmöglichkeiten veranschaulicht. Es gibt auch eine durchsuchbare Bedienungsanleitung. In dieser werden Sie fündig, welcher Treiber für Ihr Computermodell notwendig ist. Sie können die Webadresse direkt per Mail an Ihren Laptop schicken, um dort den Treiber zu installieren. Heureka, das Arbeitsblatt kann nun gedruckt werden

Reparatur

Vor kurzem ist Ihrem Kind leider ein Glas Apfelsaft umgefallen und der Inhalt hat sich über den Laptop entleert. Nachdem Sie den Laptop nach einer ausgiebigen Trocknungsphase wieder anschalten, scheint erstmal alles wieder zu gehen. Nur die Tastatur hat gelitten und manche Buchstaben funktionieren nicht mehr.

Was nun?

Sie erinnern sich, dass in der Broschüre zum digitalen Produktpass etwas von Reparatur stand. Also öffnen Sie den abgespeicherten DPP zum Laptop. Dort werden Sie in dem Abschnitt Reparatur fündig. Es werden Ihnen die erhältlichen Ersatzteile angezeigt, die Sie bei Bedarf direkt per Knopfdruck bestellen können. Darunter die gesuchte Tastatur.

Sicherheitshalber wollen Sie die Reparatur aber von einem Fachmann machen lassen. Glücklicherweise stehen im DPP auf einer Karte bereits die infrage kommenden Reparaturbetriebe.

Vector Graphics showing people repairing different gadgets

Wiederverwendung

Dank der Reparatur kann der Laptop Ihrem Kind ein Jahr lang einen guten Dienst leisten. Allerdings hat die Schule bereits angekündigt, dass im neuen Schuljahr für den Unterricht ein Tablet gebraucht wird. Das bedeutet, dass ein zusätzlicher Laptop nicht mehr gebraucht wird. Bevor der Laptop ein trauriges Dasein in der Schublade fristet, wollen Sie diesen lieber verkaufen. Neugierig, ob der DPP hierfür auch eine Funktion hat, öffnen Sie diesen. Und tatsächlich können Sie dort bequem das Gerät mit all den Daten aus dem DPP bei einer Onlineplattform hochladen. Es dauert keine 2 Tage und Ihr Laptop hat einen neuen Benutzer*in gefunden. Erleichtert denken Sie sich, ganz schön praktisch so ein digitaler Produktpass.

Fazit

Wir hoffen, dass dieses Beispiel den digitalen Produktpass etwas anschaulicher gemacht hat. Der digitale Produktpass hat außerdem auch Überschneidung mit anderen Themen. In unserem nächsten Blogartikel wollen wir uns mit der Verbindung zwischen dem DPP und Industrie 4.0 auseinandersetzen. Um auf dem Laufenden zu bleiben, abonnieren Sie gerne unseren Newsletter. Wenn Sie Hilfe bei der Erstellung von digitalen Produktpässen brauchen, melden Sie sich gerne direkt bei uns.

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